"Goldfisch" verändert den Elzmündungsraum

Das Konzentrationslager (KZ) Neckarelz

Das KZ Neckarelz entstand im Frühjahr 1944, als eine kriegswichtige Fabrik nach Obrigheim/Neckar verlagert wurde.

Es handelte sich um die größte deutsche Fabrik für Flugmotoren, das Daimler-Benz-Motorenwerk Ludwigsfelde/Genshagen (Großraum Berlin). Nach einem Luftangriff im März 1944 sollte dieses Werk  „bombensicher“ unter die Erde verlagert werden.

Als neuer Standort wurde die Gipsgrube bei Obrigheim/Neckar ausgewählt. Das Projekt erhielt den Tarnnamen „Goldfisch“ und stand unter der Bauleitung der SS.

Die Arbeitskräfte für Aus- und Umbau der Stollenanlage holte die SS aus den Konzentrationslagern; die ersten 500 Mann wurden in der Volksschule in Neckarelz untergebracht: Aus der Schule wurde ein KZ.

Die Volksschule liegt ca. 2 km von der Gipsgrube entfernt; die Häftlinge marschierten mitten durch das Dorf dorthin.

Die Gefangenen bauten die Schule zum KZ um: sie zogen einen Stacheldrahtzaun um das Gelände, zimmerten zweistöckige Holzpritschen für die sechs Klassenzimmer und errichteten Baracken und weitere Gebäude auf dem Schulhof.

Nach dem Krieg wurde aus dem KZ Neckarelz wieder eine Schule, über die KZ-Vergangenheit schwieg man lieber. An sie erinnerte nur eine kleine Tafel am Schulhaus. Sie wurde von französischen KZ-Überlebenden im Jahr 1953 angebracht.

Rüstungsfabrik "Goldfisch"

Hinter dem Tarnnamen „Goldfisch“ steckt das vom Großraum Berlin an den Neckar verlagerte Daimler-Benz-Motorenwerk Ludwigsfelde/Genshagen. Diese größte deutsche Flugzeugmotorenfabrik wurde 1944 fast vollständig unter die Erde in die Gipsgrube Obrigheim transportiert und dort neu aufgebaut.

Für die Bauarbeiten verwendete man KZ-Häftlinge, in der eigentlichen Motorenfertigung wurden freie Arbeiter, aber vor allem „Fremdarbeiter“ aus vielen Ländern eingesetzt.

Ab Mitte März 1944 mussten die KZ-Häftlinge dort die Baustelle einrichten, die Stollengänge von Geröll und Schlamm befreien und 50.000m² Bodenfläche betonieren. Im Außenbereich des Stollens errichteten sie weitere Gebäude und Anlagen.

Am 26. Juni 1944 trafen die ersten Maschinen und Ar­beiter ein. Insgesamt strömten knapp 5000 „Gefolgschaftsmitglieder“ (freie Arbeiter und „Fremdarbeiter“ – darunter auch Frauen) in die Region.

Am 2. April 1945 besetzten amerikanische Einheiten das Neckartal und erkundeten sogleich die unterirdische Fabrik. Nach dem Krieg wurde die beschlagnahmte Gipsgrube an die Firma Portland Zement zurückgegeben. Bis heute wird in den Bergen am Neckarufer Gips abgebaut.

Die ganze Geschichte der unterirdischen Rüstungsfabrik "Goldfisch"

Zwangsarbeiterlager

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland war Zwangsarbeit weit verbreitet. Besonders in der zweiten Kriegshälfte, da alle wehrfähigen Deutschen eingezogen waren.

Für das Rüstungsprojekt "Goldfisch" arbeiteten rund 5.000 ZwangsarbeiterInnen. Diese Zwangsarbeiter waren keine KZ-Häftlinge sondern waren "Ost"- und "West"-Arbeiter, Kriegsgefangene, italienische Militärinternierte oder deutsche Strafgefangene.

Erfahren Sie mehr über die Zwangsarbeiterlager in Mosbach.


Die Verlagerung der Kommandantur

Das KZ Natzweiler zieht an den Neckar

Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof entstand 1941 bei einer Fundstelle für rosa Granit in den Vogesen. Ab 1943 entwickelten sich immer mehr Außenlager direkt bei Rüstungsfirmen, die Häftlingszahlen stiegen stark an. 1944 gehörten über 50 Außenlager beiderseits des Rheins zu Natzweiler, darunter sämtliche Lager des „KZ-Komplexes am Neckar“.

Wegen des Vorrückens der alliierten Streitkräfte wurde Anfang September 1944 das Hauptlager geräumt; die dort befindlichen KZ-Häftlinge wurden ins KZ Dachau verlegt.

Die linksrheinischen Außenlager wurden aufgelöst, die Menschen in KZs rechts des Rheins verschoben. Gleichzeitig eröffnete die SS in den letzten Kriegsmonaten noch knapp 20 weitere Außenlager in Baden und in Württemberg.

Die Kommandantur des Hauptlagers zog im November 1944 an den Neckar, verteilt auf die Dörfer Guttenbach, Binau und Neunkirchen. Der Ausdruck „KL Natzweiler“ blieb bestehen, obwohl der Ort Natzweiler als Lagerstandort nicht mehr existierte.

Die Lage in den Außenlagern rechts des Rheins verschärfte sich im Winter 1944/45 wegen der Kälte und der schlechten Versorgung angesichts der Kriegslage.

Endgültig löste sich das „KL Natzweiler“ im März und April 1945 auf. Die SS schickte 20.000 KZ-Häftlinge in Krankenzügen und auf „Todesmärschen“ zu den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald, Bergen-Belsen und in Richtung Alpen. Tausende verloren in den letzten Wochen noch das Leben.

Ausführlicher Bericht:
Verlagerung der Kommandantur an den Neckar