Raum "Goldfisch"
Verborgene Geschichte
Die Verlagerung der Daimler-Benz-Motorenwerks Genshagen/Ludwigsfelde (Brandenburg) an den Neckar war ein militärisches Geheimprojekt. Unter dem Tarnnamen „Goldfisch“ stand die unterirdische Fabrik nicht nur räumlich im Zentrum der Neckarlager: ohne sie hätte es in der Region vermutlich niemals Konzentrationslager gegeben.
Der Raum „Goldfisch“ weist durch seine Gestaltung darauf hin, dass es sich um eine lange Zeit verborgene Geschichte handelt. Er ist relativ dunkel, weil die Fenster zugemauert wurden, die Stimmen klingen hallig, ein großes Foto des Stollens scheint die Besucher gleichsam in den Berg zu ziehen.
Ein Raum in zwei Teilen
Ein auf dem Boden angedeutetes Schienenband teilt den Raum in zwei ungleiche Hälften. Der schmalere Teil ist der schweren Arbeit der KZ-Häftlinge gewidmet, diese wird durch symbolische Gegenstände in Vitrinen, Werkzeuge und eine in ihren Umrissen nachgebildete Transport-Lore verdeutlicht. Zeichnungen und eine Luftaufnahme zeigen den gefährlichen Weg vom Lager zum Stollen.
Auf der anderen Seite des Schienenbandes befindet sich der High-Tech-Bereich der Motorenherstellung. Ein Original-Motor von Daimler-Benz aus den vierziger Jahren gibt eine Vorstellung von dem, was bei „Goldfisch“ produziert wurde: Motorenteile für Kampfflugzeuge. Diese Arbeit wurde nicht von KZ-Häftlingen erledigt, sondern von „Gefolgschaftsmitgliedern“ von Daimler-Benz. Dieser Begriff umfasst sowohl die (wenigen) deutsche Stamm-Arbeiter als auch die „Fremd“- oder Zwangsarbeiter.
Beide Abteilungen der Goldfisch-Arbeiter, KZ-Häftlinge und „Gefolgschaftsmitglieder“, zählten etwa 5.000 Personen. Behandlung und Ernährung beider Gruppen waren unterschiedlich; deshalb stehen sich Bilder und Gegenstände der „Zweierlei Küchen“ direkt gegenüber.
„Goldfisch“ – ein riesiges Projekt
Eine der Wände an der Schmalseite des „Goldfisch“-Raums ist mit einem Maschinenverzeichnis aus dem Stollen tapeziert. Großformatige Schwarzweiß-Bilder von 1945 geben einen Eindruck von der Größe der unterirdischen Fabrik. Sie einzurichten und zu betreiben bedeutete für alle Beteiligten eine ungeheure Kraftanstrengung, für die rechtlosen Sklaven-Arbeiter dazu eine tödliche Gefahr.
Die Verlagerung der mechanischen Motorenfertigung vom Daimler-Werk Genshagen nach Obrigheim war das zweitgrößte Verlagerungsprojekt des Dritten Reichs. „Goldfisch“ hatte viel mehr als nur lokale Bedeutung. Texte in den Schubladen an der Längswand geben darüber Auskunft.