Kleines Lager - große Verbrecher

Kattrin Zwick und Tobias Markowitsch stellten zwei Kommdanten des KZ-Außenkommandos Neckarelz vor

Franz Hößler (ganz rechts) inmitten weiterer SS-Offiziere (v.l.n.r Josef Kramer, Anton Thumann, Karl Hoecker). Copyright ushmm

"Keine kleinen Fische ... Zwei Kommandanten der Neckarlager im Porträt". So hatten Kattrin Zwick und Tobias Markowitsch ihren Tandem-Vortrag überschrieben, der am 8. Mai 2024 in der KZ-Gedenkstätte stattfand. Sie stellten darin Franz Hößler und Johann Hofmann vor, welche als Kommandanten des KZ-Außenlagers Neckarelz aufeinander folgten. Der Wechsel fand am 15. Mai 1944 statt.
An diesem Tag ging Franz Hößler zurück nach Auschwitz, vvon wo er zwei Monate zuvor abgeordet, worden war, um nahe bei der geplanten unterirdischen Rüstungsfabrik im Obrigheimer Stollen das dazugehörige KZ-Außenkommando Neckarelz aufzubauen. Nur eine kleiner Zeitraum also in einer langen "Karriere" innerhalb der Welt der Konzentrationslager, die schwerste Verbrechen einschließt. Hößler hatte in Auschwitz unmittelbar Anteil an Vergasungen von Häftlingen. Außerdem exhumierte das "Sonderkommando Hößler" in Auschwitz-Birkenau über 100.000 bereits begrabene ermordete Häftltinge, um die Leichen zu verbrennen und so verschwinden zu lassen. Nach seiner Rückkehr aus Neckarelz wurde Hößler Schutzhaftlagerführer im KZ Auschwitz bis zu dessen Evakuierung. .Sein Nachfolger Franz Johann Hofmann war in Auschwitz für das "Zigeunerlager" zuständig gewesen, ehe er nach Neckarelz versetzt wurde. Die dortigen Sinti-Häfltinge erkannten ihn als Mörder ihrer Familien wieder. Alle Hinrichtungen in Neckarelz und Neckargerach fielen in die Amtszeit von Hofmann, der anschließend im Bereich des KL Natzweiler verblieb.
Die beiden Referentinnen zeichneten die Gesamt-Karrieren der beiden Offiziere nach und stellten sie in den Kontext des "SS-Staates", den das System der Konzentrationslager mit seinen Täger-Netzwerken. Für beide Männer stellte das "Kapitel Neckarelz" nur eine Episode dar, die dennoch als eine Art "Bewährung vor Ort" eingestuft und mit Beförderung innerhalb der SS belohnt wurde.
Ausführlich gingen die Zwick und Markowitsch in ihrem gut aufgebauten und stimmig ineinander greifenden Vortrag auch auf die Ahndung der Verbrechen von Hößler und Hofmann ein. Während Hößler im Bergen-Belsen-Prozess zum Tod verurteilt und bereits im Dezember 1945 hingerichtet wurde, konnte sich Hofmann lange verbergen. Erst in den 60er Jahren wurde er in Hechingen und im Frankfurter Auschwitz-Prozess angeklagt und bei letzterem zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er starb 1973 in der Haft.