Viele Fundobjekte - viele ungelöste Fragen

Vortrag zu den Ergebnissen der archäologische Gelände-Erkundung beim ehemaligen KZ-Außenlager Asbach

Attila Dézsi auf dem ehemaligen Verbindungsweg vom Steinbruch zum Lagergelände Asbach. Foto: Roos

25 interessierte ZuschauerInnen waren am Abend des 31. Mai in die Mehrzweckhalle Asbach gekommen. Sie wollten von Attila Dézsi, Projektleiter der archäologischen Erkundung des ehemaligen KZ-Geländes, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung aus erster Hand erfahren. Die Erkundung hatte im August 2021 stattgefunden, sie diente gleichzeitig als praktische Übung für Studierende der Archäologie an der Universität Tübingen. Auftraggeber war das Landesamt für Denkmalpflege, das in einem vierjährigen Projekt die Überreste der KZ-Außenlager und Industrieanlagen des KZ-Komplex Natzweiler erforschen lässt. 
Die Befunde in Asbach beziehen sich einerseits auf die Gebäude, andererseits auf eine Vielzahl von kleineren Fundstücken. In den Bauplänen des Daimler-Architekten Eugen Kiemle waren bis zu 36 Gebäude verzeichnet, die von KZ-Häftlingen errichtet werden sollten. Geplant waren in Asbach Unterkunftsbaracken für Arbeitskräfte des "Goldfisch"-Projekts. Realisiert wurden davon sehr viel weniger - es wurden nur ca. 20 Gebäude sicher lokalisiert. Wie weit sie gediehen waren, konnte nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ebenso ist ihre Funktion nicht immer klar. Unterschieden werden konnten Unterkunftsbaracken, Abortbaracken sowie eine Küchenbaracke, möglicherweise auch Waschbaracken und ein Pumpenhaus.
Von den 140 Kleinfunden ist nicht immer klar, ob sie aus der "KZ-Zeit" oder der Nachkriegszeit stammen. Gefunden wurden Backsteine, Isolatoren, Stecksysteme zur Befestigung,Dachziegel, allerlei Werkzeuge, vor allem im Steinbruch-Bereich, Knöpfe, viel Gewehrmunition sowie acht rätselhafte Zahnpastatuben mit französischer Aufschrift. Diese Objekte werden derzeit restauriert, sie gehen dann in den Besitz des Landes über, könnten aber u.U. in Asbach in einer Ausstellung gezeigt werden.
Das gesamte Gelände steht nunmehr unter Denkmalschutz. Wie und ob es besser sichtbar und zugänglich gemacht werden soll, war eine der offenen Fragen in der Diskussion, die auf den Vortrag folgte. Ebenso, ob es eines Tages statt der an der Oberfläche bleibenden Erkundung eine regelrechte Grabung geben könnte. Denn diese bringt zwar mehr Erkenntnisse, zerstört aber unweigerlich einen Teil der Stätte. Hier ist sicherlich noch manches Nachdenken erforderlich.