Osterburken - Tor zur Freiheit für Hunderte KZ-Häftlinge der Neckarlager

Zum Gedenken an die Befreiten und die Opfer versammelten sich 100 Menschen am 77. Jahrestag der Befreiung

Foto: Michael Pohl

Fast alle Außenlager des KZ Natzweiler im deutschen Südwesten wurden am Kriegsende evakuiert. Die Häftlinge sollten "nicht in die Hand des Feindes fallen" und wurden in Richtung KZ Dachau weggebracht. Nur an wenigen Orten kann man daher von "Befreiung" sprechen. Einer davon ist die Stadt Osterburken. Dort strandete ein Zug mit über 800 kranken Häftlingen aus dem KZ-Komplex Neckarelz, ebenfalls mit dem Fahrtziel Dachau, in einer Wiese. Vier Tage lang harrten die Gefangenen bei äußerst mangelhafter Verpflegung aus:  zwischen dem 31. März und dem 4. April 1945. Danach waren wie frei - und dennoch in einer prekären Lage. Denn ihre Versorgung und die Pflege der Kranken stellte die kleine Stadt Osterburken vor große Probleme. Mindestens 16 Häftlinge starben unmittelbar nach der Befreiung.

Zwei Jahre nach der pandemiebedingten Absage einer Gedenkfeier zum 75. Jahrestag waren am 2. April 2022 fast 100 Menschen der Einladung der politischen und der Kirchengemeinden Osterburken und Adelsheim gefolgt. Die Feier war dreiteilig angelegt: zunächst lasen Mitglieder der Vorbereitungsgruppe Zeitzeugenberichte. Sie vergegenwärtigten eindrucksvoll die dramatischen Ereignisse dieser vier Tage des Kriegsendes im Bauland. Anschließend stellt Dr. Jörg Scheuerbrandt, Vorsitzender des Verbandes der Odenwälder Museen, einen von ihm herausgegebenen Quellenband mit dem Titel "Der KZ-Zug - Ende und Aufbruch" vor. Er versammelt ebenfalls Zeitzeugenberichte, und zwar aus ganz unterschiedlichen und teilweise sich widersprechenden  Perspektiven. So kann jede/r LeserIn sich selbst ein Bild machen. Dieses Buch kann über die KZ-Gedenkstätte Neckarelz bezogen werden. 
Anschließend gingen die Teilnehmenden gemeinsam zum Gedenkstein an die Opfer, der sich im neuen Bürgerpark (früher alter Friedhof) befindet. Dort legten sie Blumen nieder - und verneigten sich damit vor den Toten.