Riefenstahls Liste - Lange Filmnacht zum Film "Tiefland"

Samstag, 28. September 2024

19:00 - Seminarraum der KZ-Gedenkstätte Neckarelz

Leni Riefenstahl bei Regiearbeiten zu "Tiefland", 1940. Fottto: Wikimedia Commons, gemeinfrei

Leni Riefenstahl ist derzeit in aller Munde - gerade ist auf den Filmfestspielen in Venedig Ende August 2024 die kritische Dokumentation "Riefenstahl" von Andres Veiel/Sandra Maischberger zur nazi-nahen Regisseurin vorgestellt worden. Sie soll Ende Oktober in die Kinos kommen.
Die Filmnacht in der KZ-Gedenkstätte erhält vor diesem Hintergrund eine besondere Aktualität. Worum geht es?

Leni Riefenstahl drehte zwischen 1940 und 1944 in Oberbayern und in Berliner Studios den  Film "Tiefland", den sie allerdings erst 1954 fertigstellte. Er spielt in Spanien und schildert die gewaltvolle Beziehung zwischen dem Großgrundbesitzer Don Sebastian (Bernhard Minetti) und der schönen Tänzerin Martha, die - vielleicht - eine Zigeunerin ist. Sie wird von Riefenstahl selbst dargestellt. Als "spanisch" aussehende Komparsen heuerte Riefenstahl Sinti aus verschiedenen Internierungslagern an. Diese wurden kurz nach den Dreharbeiten nach Auschwitz deportiert, viele fanden dort den Tod. 

Die Filmemacherin Nina Gladitz deckte 1982 diese Zusammenhänge in ihrer Doku "Zeit des Schweigens und der Dunkelheit auf". Leni Riefenstahl klagte - und verlor in wichtigen Punkten. Trotzdem zog der WDR Gladitz' Film zurück, er verschwand 40 Jahre lang aus der Öffentlichkeit.
Auf Riefenstahls Komparsenliste für "Tiefland", die erhalten ist, steht der Sinto Reinhold Laubinger. Auch er wurde nach den Dreharbeiten nach Auschwitz gebracht, gelangte aber von dort nach Natzweiler und im April 1944 nach Neckarelz, wo er 10 Monate blieb. Seine Lebensgeschichte bildet den Anlass für die Filmnacht.

Dort werden beide Filme gezeigt und diskutiert: "Tiefland" einerseits (98 Min.), Gladitz Doku (60 Min.) andererseits. Beide Filme werden mit der Lebensgeschichte von Reinhod Laubinger verknüpft. Die Filmnacht dauert von 19 bis ca. 23 Uhr, der Eintritt ist frei.

"Vinzenz Rose - (k)einer von uns ..."

Donnerstag, 24. Oktober 2024

19:00 - KZ-Gedenkstätte Neckarelz

Die Geschichte-AG der Realschule Obrigheim hat 2022/23 eine Ausstellung zum ehemaligen KZ-Häftling und Sinto-Bürgerrechtler Vinzenz Rose erarbeitet. Diese Ausstellung sollte die Schulgemeinschaft, die politischen Gremien und die Öffentlichkeit über dessen Person und Persönlichkeit informieren. Denn es gab die Idee, die Realschule Obrigheim nach Vinzenz Rose zu benennen. Diese Idee ist nach einem langen Prozess gescheitert, auch ein Kompromiss-Vorschlag fand keine Mehrheit.

Die KZ-Gedenkstätte hat nun ein Buch herausgegeben, das eine doppelte Funktion hat. Es ist einerseits Katalog zur Ausstellung. Denn diese wird künftig als Wanderausstellung von der Gedenkstätte kostenlos an Schulen und andere Bildungseinrichtungen verliehen werden. Im zweiten Teil des Buches stellt die Journalistin und Autorin Friederike Kroitzsch die Akteure der Idee vor und beleuchtet die Hintergründe, die möglicherweise zu deren Ablehnung der Namensgebung geführt haben.

Am 24. Oktober wird das Buch in der Gedenkstätte vorgestellt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht ein Gespräch zwischen Ingrid Thoms-Hoffmann, ehemalige Redakteurin der RNZ in Heidelberg, mit der Autorin Friederike Kroitzsch. Zu Wort kommen auch der Ideengeber Bernhard Edin sowie die jungen Leute der ehemaligen Geschichte-AG der Realschule Obrigheim. 
 

"Reichsbürger" im Südwesten. Die Akte Ingo K. aus Bobstadt

Donnerstag, 21. November 2024

19:00 - Seminarraum der KZ-Gedenkstätte Neckarelz

Am frühen Morgen des 20. April 2022 will die Polizei eine illegale Waffe des »Reichsbürgers« Ingo K. in Boxberg-Bobstadt (Baden-Württemberg) einziehen. Als das SEK versucht, den Rollladen seiner Terrassentür zu öffnen, fallen Schüsse aus dem Inneren der Wohnung. Das Oberlandesgericht Stuttgart ist überzeugt: Der »Reichsbürger« hat geschossen, um mehrere SEK-Beamte zu töten.

Das Buch »Reichsbürger« im Südwesten. Die Akte Ingo K. aus Bobstadt, das genau ein Jahr nach dem Gerichtsurteil erscheint, beleuchtet die Tat und deren Hintergründe. Es gibt Einblicke in das gefährliche Weltbild von Ingo K. und führt seine schnelle Radikalisierung während der Corona-Pandemie vor Augen. Das Buch deckt seine rechtsextremen Netzwerke auf und macht deutlich, wie akut die Gefahr militanter »Reichsbürger« im Südwesten ist. Es kann am Abend zum Preis von 20 Euro erworben werden.

Der Autor Timo Büchner, M.A., studierte Politische Wissenschaften und Jüdische Studien in Heidelberg. Er recherchiert seit Jahren zur extremen Rechten in Baden-Württemberg. Seine Recherchen erscheinen u.a. im Journal Rechts.Geschehen des Landesarchivs Baden-Württemberg.

BITTE BEACHTEN:
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus des Landesarchivs Baden-Württemberg stattt. Aus Sicherheitsgründen ist eine Anmeldung mit Vor- und Nachname an dokumentationsstelle(at)la-bw.de erforderlich. Die Anmeldefrist endet am Mittwoch, 20. November 2024 um 19 Uhr. Bitte bringen Sie einen gültigen Lichtbildausweis mit.

Den Toten der Neckarlager - Gedenkstunde am Ewigkeitssonntag

Sonntag, 24. November 2024

11:30 - Ehemaliger jüdischer Friedhof Binau, Reichenbucher Straße 48 (Nähe Bushalt "Reichenbucher Straße")

Zwei Themen bestimmen die Gedenkstunde. Zum einen die Frage, warum der Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Binau vor 80 Jahren, im Spätherbst 1944, zum Begräbnisort für die fast ausschließlich nicht-jüdischen KZ-Häftlinge aus den Neckarlagern wurde.

Zum anderen geht es um eine besondere Gruppe unter den Toten.Untersucht man die Herkunft der in Binau begrabenen französischen Gefangenen, so fällt auf, dass ein hoher Prozentsatz von ihnen aus dem Departement "Vosges" stammt. Im Beisein von französischen Gästen aus diesem nicht-elsässischen Teil der Vogesen wird das harte Schicksal der "Vosgiens" vorgestellt, die im November 1944 mit einem Transport aus dem KZ Dachau kamen.

Neben der historischen Information steht das ehrende Gedenken an alle Toten an diesem Ort. Deshalb wird darum gebeten, dass männliche Besucher aus Respekt vor der jüdischen Tradition eine Kopfbedeckung, z.B. eine Mütze, tragen. 

Eröffnung Dezember-Ausstellung Mosbach

Freitag, 06. Dezember 2024

18:00 - Unterer Rathaussaal Mosbach (Ausstellung von FR 6.12. abends bis 8.12. abends)

"Winter-Impression 1945 Neckarelz A.L." Zeichnung des ehemaligen französischen Häftlings Jacques Barrau

Vom 8. bis 10. Dezember findet im Mosbacher Rathaussaal bereits zum 28. Mal eine Ausstellung von historisch arbeitenden Vereinen und Insitutionen statt. Dabei ist kein Thema vorgegeben, alle AusstellerInnen bestimmen selbst, was sie zeigen wollen.

Die KZ-Gedenkstätte Neckarelz wird dieses Jahr das Thema "Vor 80 Jahren: Winter und Weihnacht in den Neckarlagern 1944/45" präsentieren. Ausgestellt werden Bilder und Texte von Zeitzeugen.

Der Winter 1944/45 war besonders hart, Temperaturen von minus 20 Grad kamen vor. Die widrigen Wetterbedingungen haben sich tief ins Gedächtnis der Überlebenden eingegraben. Das gleiche gilt für das Weihnachtsfest 1944, bei dem sich bei den Gefangenen das Bangen um das eigene Schicksal und das der Familien mit der Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges mischten.

Die Ausstellung ist am Freitagabend sowie am Samstag und Sonntag tagsüber geöffnet, der Eintritt ist frei.