Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels in Plovdiv

15 französische und deutsche Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler ausgezeichnet

Von links nach rechts: Sibylle Thelen (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Frédérique Neau-Dufour (CERD), Brigitta Marquart-Schad (2. Vorsitzende des VGKN), Dr. Denise Beilharz (Denkmalbehörde im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg), Anja König, Koordinatorin des VGKN

Plovdiv - eine Stadt, deren Namen nicht alle schon mal gehört haben. Doch ist diese Stadt im antiken Thrakien, die heute zu Bulgarien gehört, eine der ältesten dauernd bewohnten Städte in Europa, in einer Reihe mit Athen und Rom zu nennen.
Da Bulgarien im ersten Halbjahr 2018 die EU-Ratspräsidentschaft innehat, wurde das europäische Kulturerbe-Siegel am 26. März in einer feierlichen Zeremonie dort verliehen. Die Träger der Auszeichnung sind nicht immer die ganz berühmten Stätten, sondern eher solche, die ihr "europäisches Potential" weiterentwickeln wollen. Denn in der Bewerbung geht es weniger um das bisher Geleistete, sondern um Projekte, die für die Zukunft definiert wurden.
Das gilt auch für die 15 französischen und deutschen Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler, die sich 2016 in einer grenzüberschreitenden Kandidatur beworben haben. Sie wollen künftig enger zusammenarbeiten und sich noch stärker als bisher an die europäische Öffentlichkeit wenden. Dabei spielt die Tatsache eine Rolle, dass es diejenigen Menschen aus ganz Europa waren, die in den Lagern Gewalt und die extreme Verletzung ihrer Grundrechte erlebt haben, die sich später für Versöhnung, Achtung der Menschenwürde und die Überwindung des Nationalismus eingesetzt haben. Eben das streben auch die Gedenkstätten in ihrer pädagogischen und kulturellen Arbeit an.
Folgende KZ-Gedenkstätten haben das Siegel erhalten: Bisingen, Centre Européen du Résistant Déporté (Gedenkstätte des ehemaligen Hauptlagers Natzweiler), Echterdingen-Bernhausen, Eckerwald, Hailfingen-Tailfingen, Haslach, Hessental, Kochendorf, Leonberg, Metz-Queuleu, Neckarelz,Sandhofen, Spaichingen, Urbès-Wesserling, Vaihingen/Enz. Die 12 baden-württembergischen Gedenkstätten haben sich 2016 zum "Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler" (VGKN) zusammengeschlossen.
Die Vielzahl der Orte stellte die Europäische Kommission vor ein Problem - sie hatte nur zwei Plaketten, eine für das CERD in Frankreich, eine für den VGKN in Deutschland, vorgesehen. Doch ist der VGKN ja keine Stätte, sondern nur ein Dach-Verbund. Die anderen 13 Plaketten müssen nun noch nachproduziert werden.
Neben den Natzweiler-Gedenkstätte, deren Bewerbung Frankreich zugerechnet ist,  wurden noch 8 weitere Stätten oder Einrichtungen in verschiedenen Ländern ausgezeichnet: Leipzigs Musikerbe-Stätten (Deutschland), die Synagoge in der Dohány-Straße in Budapest (Ungarn), die Festung Cadine bei Trento (Italien), die Javorca-Kirche bei Tolmin (Slowenien), die Gedenkstätte der Haftanstalt Sighet (Rumänien), das Bergbaumuseum "Bois du Cazier" (Belgien), das Dorf Schengen (Luxemburg) sowie der Vertrag von Maastricht (Niederlande). Näheres zu diesen Orten finden Sie hier.