Ein Optimist der Demokratie

Romani Rose verband in seinem Vortrag Geschichte und Gegenwart

Romani Rose beim Vortrag Foto: Sabine Braun

Der Vortrag von Romani Rose, des Vorsitzenden des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, in der KZ-Gedenkstätte Neckarelz stand unter einem allgemeinen Thema: "Der lange Schatten von Auschwitz. Der Völkermord an den Sinti und Roma, die Bürgerrechtsbewegung und das Leben der Minderheit heute". Doch die über 50 Zuhörerinnen lauschten gebannt auch Roses eigener Familiengeschichte.
Teile der Familie hatten sich durch Annahme einer falschen Identität zunächst den Häschern entziehen können - letztlich fielen dreizehn Angehörige doch dem Völkermord zum Opfer. Romani Roses Vater Osker blieb indessen bis zum Schluss unentdeckt; er war unerschrocken genug, seinen über Auschwitz und Natzweiler ins KZ Neckarelz deportierten Bruder Vinzenz aufzuspüren. Er konnte ihn dort sogar kurz sehen und einen Fluchtplan mit ihm bereden, der im August 1944 gelang. Die Brüder tauchten unter und überlebten den Krieg.   
Aus dieser Erfahrung erwuchs bei Vinzenz, Oskar und in zweiter Generation Romani Rose die Energie zum  Kampf um die Bestrafung der Täter und für die Anerkennung als Opfer der Verfolgung - nicht nur in eigener Sache, sondern für die Minderheit insgesamt. In der jungen Bundesrepublik sahen sich die Bürgerrechtler bei den Behörden häufig den gleichen Personen gegenüber, die zuvor  "rassekundlichen Erfassung" und Deportation verantwortet hatten.
Doch die Hartnäckigkeit zeitigte schließlich Erfolge - auf die Anerkennung als Opfer in den Achtziger Jahren folgte der Status als nationale Minderheit nach europäischem Rechtsrahmen in den Neunzigern; als krönenden Höhepunkt bezeichnete Rose die Einweihung des Mahnmals in der Nähe des Bundestags im Jahr 2012. 
Die heutige Situation der deutschen Sinti und Roma bewertete Rose verhalten positiv, übte aber scharfe Kritik an den osteuropäischen Ländern, welche die Minderheit wie seit alters her zu Sündenböcken für Wirtschaftskrise und soziale Verwerfungen abstempelten.  
Angesichts der aktuellen politischen Herausforderungen rief er dazu auf, altes Lager- und Opferdenken zu überwinden und gemeinsam für Grundrechte und demokratische Werte in Europa einzustehen: "wenn uns das gelingt, dann braucht uns nicht bang zu sein." Romani Rose, der am Nachmittag vom Mosbacher Oberbürgermeister Jann empfangen worden war, erwies sich somit als Optimist der Demokratie.

Ausführlicher Bericht der Fränkischen Nachrichten