"Goldfisch" im Kalten Krieg

Neues Buch von Tobias Markowitsch nimmt auch Nachkriegsgeschichte in den Blick

Trotz schweißtreibender Temperaturen war die Aula des Auguste-Pattberg-Gymnasiums bis auf den letzten Platz besetz, als das neue Buch von Tobias Markowitsch, "Goldfisch 1944 - 1974" (vollständiger Titel Abbildung) im Rahmen einer Veranstaltung des Neckar-Odenwald-Kreises vorgestellt wurde.

Tobias Markowitsch ist dem Verein KZ-Gedenkstätte schon sehr lange verbunden - er kam als 16jähriger Schüler erstmals mit der Thematik des Rüstungsprojekts "Goldfisch" und der KZ-Außenlager am Neckar in Berührung. Diese Begegnung veränderte sein Leben - er studierte Geschichte, schrieb seine wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema und arbeitete als junger Lehrer an zahlreichen pädagogischen Projekten rund um die Gedenkstätte mit. In seiner 2017 von der Universität Heidelberg angenommenen Doktorarbeit erweiterte er nun den Untersuchungszeitraum bis weit in die Nachkriegszeit hinein. Das Buch wurde als 7. Band in die Schriftenreihe des Kreisarchivs aufgenommen.

Mit großer Spannung wurden in der Region vor allem die Kapitel über den Weg von der "Goldfisch"-Demontage zur Maschinenfabrik Diedesheim erwartet. Hier räumt Markowitsch mit mancher Legende auf. So wurden die "Goldfisch"-Maschinen, anders als Gerüchte es lange Zeit besagten, vollständig an die UdSSR übergeben, weil der Standort des Daimler-Werks Genshagen nach dem Krieg unter sowjetischer Verwaltung stand. Anschaulich schildert Markowitsch, wie es den ehemaligen kaufmännischen Leiter von "Goldfisch", Dr. Georg Reinhard, gelang, als Verantwortlicher für die Demontage virtuos mit vier sehr unterschiedlichen Akteuren (Amerikanern, Sowjets, Daimler und der Exekutive des neuen Landes Württemberg-Baden) umzugehen. Im Interessengewirr vor dem Hintergrund des sich entwickelnden Kalten Krieges gelang es ihm schließlich, mit der MFD eine Firma zu gründen, die mehr als ein kleiner (Gold)Fisch.

Das Buch ist in der Gedenkstätte ebenso wie in jeder Buchhandlung erhältlich: ISBN 978-3-95505-077-1