"Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt ..."

Zwei Frauen auf der Suche nach ihren Vätern

Ein Sonnenstrahl fällt auf das Monument - Marie-Jo (links) am Erinnerungsort des ehemaligen Lagers Neckargerach. Foto: D. Roos

Marie-José Bernanose-Van Gheluwe und Françoise Prigent sind beide nach dem Zweiten Weltkrieg geboren. Beide Frauen haben ihre Väter kaum gekannt, denn diese starben bald nach ihrer Rückkehr aus den Konzentrationslagern. François Bretout, der Vater von Françoise, geboren 1905, wurde nur 42 Jahre alt, Jean Bernanose war bei seinem Tod im Jahr 1950 sogar erst 29.
Unzählige Male sind die Geschichten dieser Männer, beide Angehörige der französischen Résistance, in den Familien erzählt worden.  
Anfang Mai reisten die beiden Frauen, begleitet von ihren Ehemännern, zum ersten Mal an den Neckar, um all die Orte zu sehen, von denen sie so oft gehört hatten. Begleitet von Dorothee Roos besuchten sie die KZ-Gedenkstätte Neckarelz, das Monument am Ort des ehemaligen Lagers Neckargerach, den Geschichtslehrpfad Goldfisch, den KZ-Friedhof in Binau und schließlich den Ort, wo der KZ-Krankenzug bei Osterburken zum Stehen kam und die Häftlinge schließlich befreit wurden.
Nicht immer stimmte das, was sie nach so langer Zeit endlich sehen konnten, mit ihren inneren Bildern überein – beide hatten sich die Orte „ganz anders vorgestellt“. Und doch waren sie froh über das Erlebte und Erfahrene – und auch darüber, dass die Geschichte der Väter in der Gedenkstätte bewahrt wird.