Sehenswerter Dokumentarfilm zu den Rastatter Prozessen

Ein unbekanntes Kapitel der deutsch-französischen Nachkriegsgeschichte: Vor dem französischen Militärtribunal mussten sich zwischen 1946 und 1949 Täter aus Lagern im deutschen Südwesten verantworten, auch aus dem KZ-Komplex Natzweiler.

Chefankläger Joseph Granier, gespielt von Hendrik Heutmann. Foto: SWR

100 Jahre lang sollten die Akten des Rastatter Prozesses in französischen Archiven gesperrt bleiben. Doch 2016 wurden sie überraschend vorzeitig freigegeben. Diese Tatsache und das Auftauchen der persönlichen Aufzeichnungen der deutschen Pflichtverteidigerin Helga Kloninger motivierten die Regisseurin Judith Voelker zu ihrem sehenswerten Dokumentarfilm. Ursprünglich war geplant, dem KZ-Komplex Natzweiler darin mehr Raum zu geben. Judith Voelker hat im Jahr 2019 auch die KZ-Gedenkstätte Neckarelz besucht.
Doch die Produktion veränderte sich, nicht zuletzt erschwerte die Pandemie die Dreharbeiten massiv, das Konzept veränderte sich.
Im Mittelpunkt des Films stehen aufwändige Spielszenen, die auf den Gerichtsprotokollen beruhen und am Originalschauplatz gedreht wurden. Sie zeigen exemplarisch ausgewählte Prozesse um die Verbrechen im Lager Neue Bremm, in den Natzweiler-Außenlagern des Industrieprojekts "Wüste" sowie im Sicherungslager Schirmeck und dessen Außenlagern.
Neben selten gesehenem Archivmaterial fördern HistorikerInnen Zeugnisse und historisches Beweismaterial aus den Gerichtsakten zutage und ordnen das Geschehen im Gerichtssaal geschichtlich ein. Der Film ist bis 1. August in der ARTE-Mediathek abrufbar.