"Daraus möchte ich ein Buch machen ..."

Leo und Zdenka Becker auf der Spur des Vaters

Zdenka und Leo Becker vor dem 1941 in Genshagen gebauten Flugzeugmotor DB 605 im Raum "Goldfisch" der KZ-Gedenkstätte Neckarelz

Leo Beckers Vater hieß ebenfalls Leo. Im Jahr 1938 zog Leo Becker senior, ein 1902 geborener Feinmechaniker aus St. Pölten in Niederösterreich, nach Ludwigsfelde in Brandenburg, weil er beim Motorenwerk von Daimler-Benz in Genshagen Arbeit gefunden hatte. Sechs Jahre arbeitete er dort - und wechselte im August 1944 nach Mosbach, als die Flugzeugmotorenfabrik untertage in die Gipsgrube Obrigheim verlagert wurde.
Zwischen 1942  und 1945 schrieb Leo Becker 600 Briefe an seine wieder in Österreich lebende Frau.
Diese Briefe sind privater Natur, die "kriegswichtige" Arbeit und ihre näheren Umstände durften wohl auch keinesfalls erwähnt werden. Gerade deshalb wollte Beckers Schwiegertochter, die Schriftstellerin Zdenka Becker, sich ein genaues Bild von den Verhältnissen des Rüstungsverlagerungsprojekts "Goldfisch" machen. Zusammen mit ihrem Mann, dem jüngeren Leo, und einem ganzen Katalog von Fragen war sie nach Mosbach, Neckarelz und Obrigheim gekommen. Denn aus den Geschehnissen dieser Jahre möchte Zdenka Becker ein Buch machen - kein dokumentarisches, sondern einen Familienroman, mit geänderter Szenerie, aber aufruhend auf den historischen Fakten. Es wurde ein intensiver Tag auf dem Geschichtslehrpfad "Goldfisch" und in der KZ-Gedenkstätte Neckarelz ... 
"Ich werde in Zukunft die Briefe mit ganz anderen Augen lesen und spüre schon jetzt, wie meine Phantasie mit der Verarbeitung beginnt", sagt Zdenka Becker, die für ihre schriftstellerisches Werk mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet wurde.
Auf das Ergebnis darf man gespannt sein